LUCA

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LUCA

Last Universal Cellular Ancestor

 

Bernadette Schröger führt in ihrer jüngsten Arbeit eine expressiv-meditative Recherche durch – nach einer Grundform, die einfach ist und für sich selbst steht, aber ebenso leicht mit weiteren Formen in Verbindung treten und so Neues entstehen lassen kann.

Inspiriert ist die künstlerische Recherche durch die mikrobiologische Forschung, die in den vergangenen Dekaden das Modell einer letzten gemeinsamen Stammform entwickelt hat, aus der alles weitere Leben entstanden sein soll – bis hin zu allen heutigen Pilzen, Pflanzen und Tieren. Die Hypothese ist, dass diese Grundform, genannt LUCA, vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren existiert haben könnte.

Bernadette Schröger trägt sich mit ihrer jüngsten Arbeit LUCA in diese Forschungsgeschichte ein und erbringt ihren Beitrag mit künstlerischen Mitteln als expressive Kontemplation über das Thema einer unteilbaren, jedoch eigenständig lebendigen Form.

Wie eine Arbeitshypothese stellt Schröger ihre lebendige Grundform – ein radähnliches Rund – in verschiedenen Varianten vor. Einmal erscheint die Grundform als schlichtes Rad mit einer zentralen Achse, dann ist die Achse der Form aus dem Zentrum verschoben und aus der zweidimensionalen Darstellung scheint eine dritte Dimension zu entwachsen. Ein weiteres Grundformrad wirkt comicgleich dynamisch in der Bewegung festgehalten. Weitere scheinen in sich verkehrt zu sein, auseinanderzufallen oder weiterzuwachsen. Keines der radähnlichen Runde ähnelt dem anderen und doch bleibt die Grundform immer erkennbar.

Schröger setzt dieses Spiel von Einheit und Vielfalt, von Statik und Dynamik. Reduktion und Konstruktion auf weiteren Ebenen fort. Durch Farbflächen, auf denen die Grundformen jeweils positioniert sind, entsteht ein subtiles Raster von je drei vertikal und fünf horizontal angeordneten Feldern auf den nebeneinander hängenden Transparentpapierbahnen. In Bewegung geraten jedoch die Farbflächen, da sie in der Höhe leicht gegeneinander verschoben und die Formen nicht klar umrissen sind, sondern gleichsam ausfransen.

Wie vital die radähnliche Grundform ist, zeigt Schröger auch mit einer expressiven Farbwelt, die sie sowohl für die Grundformen also auch die Farbflächen einsetzt. Starke Kontraste in Farbe und Helligkeit ließen die Komposition explodieren, würde sie nicht durch die hintergründige Struktur zusammengehalten.

Drei Holzobjekte haben sich aus den endlosen Reihungen der Grundform herausgemorpht und migrieren scheinbar über den Boden und die Wände des Ausstellungsraums hinaus in andere Welten. So wirkt Schrögers Vorschlag, wie LUCAs ästhetische gewirkt, gelebt und sich entwickelt ha-ben könnten, sehr überzeugend.

 

Bernadette Schröger

LUCA, 2021, Berlin

5 Bahnen, Acryl auf Transparentpapier, à 230 x 60 cm,

3 Objekte, Sperrholz lasiert, ca. 30 x 45 cm

 

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